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CD-Tipps

MARCUS MILLER

MARCUS MILLER / LAID BLACK

Eigentlich könnte Marcus Miller sich getrost zurücklehnen und sich auf seinen Lorbeeren ausruhen. Dazu ist er aber nicht der Typ, woraufer gezielt im Titel seines neuen Albums anspielt. Laid Black“ und nicht Laid Back.. Der Titel ist somit auch

In Kontinuität zur 2015 veröffentlichtenCD „Afrodeezia“ ist Miller auf der Suche nach schwarzer Identität: „Afrodeezia“ war so etwas wie eine musikalische Reise durch meine Geschichte. Ich folgte dem Weg meiner Vorfahren, indem ich mit Musikern

längs der afrikanischen Sklavenroute zusammenarbeitete: Wes- tund Nordafrika, Südamerika und die Karibik.

Mit „Laid Black“ entschloss ich mich, die Musik direkt in die Gegenwart einzufahren – indem ich Elemente davon übernahm, was zurzeit in der städtischen Musik passiert. So wird man Hip-Hop, Trap, Soul, Funk, Rhythm’n’Blues und Jazz auf diesem Album hören. Die Musik ist ruhig, aber gleichzeitig voller Kraft, funky, inspiriert  von der schwarzen Musik-Erfahrung.

„Trip Trap“ ist als Live-Aufnahme ein wuchtiger Auftakt mit einem New-Orleans-Blasorchester. Miller lässt dabei seinen legendären Daumen – der Funk liegt im Daumen – ziemlich schnell und kräftig über die Saiten gleiten. Zum Glück zieht er

diese Tempobolzerei auf dem Instrument nicht durch alle neun Aufnahmen dieses Albums. Er muss ja auch nicht, laid back. steht ihm gut, ihm, der einst von Miles gefordert und gefördert wurde.

Nun ist er selber in dieser Rolle und stellt mit Saxophonist Alex Han, Trompeter

Russel Gunn, Keyboarder Brett Williams und Drummer Alex Bailey eine junge Truppe vor, die viel Feuer ins Spiel bringt. Diese Musiker waren auch im Studio mit dabei und werden am Festival da Jazz im Dracula Club

auftreten.

Im Studio bot Miller auch einige interessante Gastmusiker auf.

Gleich im zweiten Song kommt es zu einer Überraschung mit „Que Sera

Sera“ und der Stimme von Salah Sue, dies in einer Version, die eher an Sly And The Family Stone erinnert als an die .klassische. Version von Doris Day. Zu den weiteren Gästen auf Laid Black“ zählen Trombone Shorty – auf „7-T’s“ – in einer wuchtigen und funky inszenierten Kurzversion der Sounds der 1970er-Jahre, Jonathan Butler als Sänger und Akustikgitarrist auf „Sublimity Bunny’s Dream“, dem ersten (be)ruhig(end)en Moment des Albums, sowie die Vokalisten von Take 6 auf dem abschliessenden „Preacher’s Kid“. Dazwischen klingt mit „Someone to Love“. ein Song an, der das Zeug zum romantischen Sommerhit hat.

Erneuerer des E-Basses

Zentral und immer wieder packend ist natürlich der Bass von Miller, funky expressiv und dank seiner originellen Rhythmik kaum zu imitieren.

Neben Stanley Clarke und Jaco Pastorius gilt Miller als der dritte wesentliche

Erneuerer im Bereich des E-Basses. Er gibt aber auch als Komponist von acht der neun Songs von „Laid Black“ die Richtung vor. Ursprünglichkam Miller als Bassklarinettist ans Konservatorium. Seit seinem 16. Lebensjahr ist er Profimusiker und wurde 1981 von Miles Davis für“The Man With the Horn” engagiert,als er gerade mit einer Country-Band auf Tour war. Natürlich hatte er da schon mit namhaften Jazzmusikern gespielt, unter anderem 1981 auf demAlbum „Staphrangin“ der Brecker Brothers. Miles stellte aber eine neue und die vielleicht wichtigste Wende in

seiner Karriere dar. Zunächst spielte er auf den Miles-Alben der 1980er-Jahre mit und ging mit dem Maestro auch auf Tournee. Millers grosser Auftritt war aber das letzte wichtige Miles-Album „Tutu“von 1986. Millerschrieb, arrangierte und produzierte alle Songs nahezu im Alleingang und gestaltete damit auch ein Stück Jazzgeschichte, vielleicht Jazz-Pop-Geschichte, sicher Miles-Geschichte.

Mit freundlicher Genehmigung von Jazz ‚N’ More.

 

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