MIKE FARRIS
MIKE FARRIS – THE SOUND OF MUSCLE SHOALS
Mike Farris kehrt mit einem Album zurück, das seine produktive Musikgeschichte widerspiegelt und nahtlos zwischen Blues, Country und Gospel wechselt. Allein schon der Titel des Albums ist eine Hommage an diejenigen, die vor Farris kamen, und bezieht sich auf die berühmten Studios in Alabama.
Diejenigen, die mit Bluesrock vertraut sind, kennen wahrscheinlich The Screamin‘ Cheetah Wheelies, Farris‘ Band, die 1993 ihr Debüt gab. Seit Beginn seiner Solokarriere hat Farris viel Lob von Kritikern erhalten, darunter ein Grammy-preisgekröntes Album im Jahr 2014. Nach sieben Jahren Pause markiert THE SOUND OF MUSCLE SHOALS ein glorreiches Comeback.
Bereits der Eröffnungstitel „Ease On“ bringt zeitlose Blues-Elemente mit sich. Auf dem gesamten Album wird deutlich, dass Farris die Kraft von Instrumentalstücken versteht und der Band Raum gibt, sich zu entfalten. Die Gitarren von Will McFarlane, Kelvin Holly und Wes Sheffield unterstreichen Farris’ unverwechselbare Stimme, während er von seiner Vergangenheit auf den „Backroads des tiefen Südens” erzählt, wo „Mama uns nie gesagt hat, dass wir arm waren”.
Seine Coverversion von „Swingin’“ von Tom Petty and the Heartbreakers ist sicherlich eines der Highlights des Albums – so sehr, dass es sich anfühlt und anhört, als hätte Farris es selbst geschrieben, möge Petty im Himmel ihm verzeihen. Einen solchen Klassiker nur mit einem einzigartigen Arrangement und seiner Stimme zu seinem eigenen zu machen, ist ein Beweis für Farris’ Talent. „Slow Train“ ist eine weitere Hommage, diesmal an die Welt des Gospel, die Farris sowohl musikalisch als auch privat tief geprägt hat. Durch seine intensive Zusammenarbeit mit legendären Künstlern wie Stevie Ray Vaughan beweist Farris mit seiner kraftvollen Songwriting- und Gesangskunst, dass er ebenso unermüdlich daran gearbeitet und alles dafür gegeben hat, seinen eigenen Sound zu entwickeln.
Doch trotz des Bluesrocks, der das Album dominiert, taucht in der Mitte des Albums plötzlich der eindeutig countrylastige Song „Bright Lights“ auf. Mit Steel-Gitarre und einem reduzierteren, bekennenden Sound erzählt Farris von seinen Kämpfen neben seiner Musikkarriere, darunter seine Probleme mit der Sucht und die Kraft, die er aufbringen musste, um sie zu überwinden. „Ich bin fast mein ganzes Leben lang diese Straßen entlanggelaufen“, beginnt er. „Es hat mich alles gekostet, um hierher zu kommen“ mag auf dem Papier wie ein klagender Refrain wirken, aber Farris singt ihn wie eine Dankesrede bei einer Preisverleihung und berichtet triumphierend, wie hart der Kampf war: „Jeder Kilometer kann sich wie hundert anfühlen“. Der letzte Titel, „Sunset Road“, pulsiert mit derselben Emotionalität, aber mit einer Nostalgie für die Ruhe der Kindheit und der Suche danach, sie wiederzufinden. „Ich erinnere mich, als ich ein Junge war / Ich folgte dir nach Hause, um mir keine Sorgen mehr zu machen“, erinnert er sich, malt sich aber später eine „unbekannte Straße irgendwo in der Nacht aus / Die darauf wartet, dass wir tanken und losfahren“.
Es fällt den Zuhörern leicht, sich in der schieren Kraft von Farris‘ Gesang und der mitreißenden Energie der Band und der Backgroundsänger zu verlieren. Daher lohnt es sich, das Album zunächst zweimal anzuhören, um die Texte und ihren roten Faden, der sich durch Mike Farris‘ Vergangenheit und seine überragende Stärke zieht, zu verstehen.
