CHRIS O’LEARY
CHRIS O’LEARY / 7 MINUTES LATE
Der aus Mount Vernon, New York, stammende Chris O‘Leary, dürfte in unserem Lande vermutlich nur Blues-Insidern bekannt sein. Mit „7 Minutes Late“ veröffentlicht er jetzt sein 5. Album, neben einer Live-Scheibe, sein 4. Studiowerk.
Americana-Fans könnte er vielleicht durch die Mitwirkung in Levon Helms Begleittruppe The Barnburnes eventuell geläufig, sein. Hier war er immerhin sechs Jahre für den 2012 verstorbenen Mitbegründer von The Band tätig.
Chris O‘Leary hat sich in eigener Sache (mittlerweile ohne den Zusatz ‚Band‘ firmierend) mit Haut und Haaren dem Blues der guten alten Schule verschrieben, allerdings mit all seinen unterschiedlichen Facetten. Als passionierter Harpspieler werden natürlich unweigerlich Assoziationen in Richtung von Akteuren wie James Cotton, Howlin‘ Wolf oder Paul Butterfield geweckt.
Der 12 Stücke umfassende Neuling ist vom Rhythm ‘n Blues-lastigen Opener „What The Devil Make Me Do“ (hätte auch gut in den legendären Blues Brothers-Film integriert werden können) bis zum finalen Slowblues “Daddy’s Here” ein Sammelsurium an Untersektionen des Genres wie u. a. Barroom Blues („Your Day Will Come“), Texas Blues („One More Chance To Love“), Delta Blues („She Ain’t Coming Back“), Southern Swing-Blues („Circus Left Town“ – mit ABB-ähnlichem E-Gitarrensolo), Soul Blues (“Unbelievable”), klassischer Harp Blues (“Bones”) oder bluesiger Dixieland (“Crazy“).
Sämtliche Stücke sind sehr ausführlich und intensiv instrumentiert und werden nach sich anbahnendem Ende meist noch weiter verlängert, was sich bei O’Leary so als kleines Stilmittel zu erweisen scheint. Sicherlich auch ein Zeichen für die spürbare Spielfreude der Beteiligten im Studio wie Andrei Korbanics (drums, percussion), Matt Raymond (bass), Peter Hopkinson (guitar), Greg Gumpel (guitar, mandolin, bgv), Jeremy Baum,(keys), Andy Stahl (tenor sax, bgv), Chris Difrancesco (baritone, alto, tenor sax, clarinet, bgv) und Gästen wie Jimmy VoegEli (keys), Pete Kanaras (guitar) sowie Chris Vitarello (guitar).
Produziert haben Ben Elliott (Savoy Brown, Hubert Sumlin, Sean Chambers) und der Protagonist Chris O’Leary selbst, der von der Intensität seiner Stimme her an einen Malford Milligan (Storyville, Big Cat) erinnert. Ohne O’Leary je performen gesehen zu haben, würde ich live auf eine echte ‚Rampensau‘ tippen.
Der Titelsong „7 Minutes Late“ (als einziger textlich abgedruckt) ist ein atmosphärisch ziemlich bedrückender Blues mit beklemmendem Ende, den depressiv veranlagte Menschen vor allem in dieser Jahreszeit nicht unbedingt als Lieblingstrack auswählen sollten. (http://www.sounds-of-south.de)