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CD-Tipps

ERIC BIBB

ERIC BIBB – RIDIN’

Das neue Album des Folkmusikers Eric Bibb begibt sich einmal mehr auf die Spuren des afroamerikanischen Widerstands gegen Rassismus und Unterdrückung und ist bei aller Ernsthaftigkeit ein musikalisch sehr unterhaltsames Album geworden.

Eric Bibbs neues Album Ridin‘ erzählt vom Kampf gegen den strukturellen Rassismus in den USA. Wichtige Stationen dieses Kampfes wie Montgomery oder Selma finden sich dann im Titelsong „Ridin‘“ ebenso wieder wie Stätten des rassistischen Hasses und des Mordes wie Money, Mississippi wo 1955 der damals 14-jährige Emmett Till ermordet wurde oder Memphis, wo 1969 Martin Luther King erschossen wurde. „We are ridin‘ on the Freedom Train“ heißt es denn auch ganz traditionell bei Bibb und erinnert natürlich an den „Freedom Highway“ der legendären Staple Singer.
Doch was damals noch von Optimismus gekennzeichnet war, ist jetzt teilweise an Abwehrkampf gegen revisionistische Tendenzen: „In einer Zeit, in der populistische politische Bewegungen versuchen, die Wahrheit aus den historischen Aufzeichnungen zu streichen, fühle ich mich aufgerufen, Lieder zu singen, die zu mehr Verständnis und dringend benötigter Einheit beitragen. Die Entstehung von Ridin’ war eine Herzensangelegenheit“, sagte Eric kürzlich dem Musikmagazin „Reflector“.

Das mit Produzent Glen Scott entwickelte Konzeptalbum wurde durch das Ölgemälde „A Ride For Liberty“ des Porträtmalers Eastman Johnson aus dem Jahre 1862 inspirieren, das eine afroamerikanische Familie zeigt, die während des amerikanischen Bürgerkriegs vor der Versklavung im Süden der USA flieht. Zusammen mit Musikerkollegen wie Habib Koite, Taj Mahal, Steve Jordan, Tommy Sims, Harrison Kennedy, Russell Malone, Jontavious Willis und hervorragenden Studiomusikern, gelang es Bibb und Scott, Blues und Folk einmal mehr als immer noch gültige musikalische Ausdrucksformen gesellschaftlichen Protests zu präsentieren.

Dabei erinnert Bibb im Song „Tulsa Town“ an das Massaker von Tulsa, bei dem 1921 vom weißen Mob das afroamerikanische Wohn- und Geschäftsviertel Greenwood, das auch als Black Wall Street bezeichnet wurde, völlig zerstört und 300 Menschen getötet wurden. Eine anderer Song erzählt die Geschichte des weißen John Howard Griffin, der sich als Schwarzer verkleidete und den Rassismus in den Südstaaten am eigenen Leibe erfuhr.

Doch wie in seiner gesamten Karriere versteht es Eric Bibb auch auf diesem Album, ernste Anliegen mit menschlicher Haltung und Humor zu verbinden. Es ist schließlich die Lebensfreude, die die Menschen gegen Ungerechtigkeit aufstehen lässt. Und so hat dieses Album auch seine leichten, heiteren Seiten. So wie das verspielte „She Got Mine“ oder das fröhliche „The Happiest Man in the World“ oder Erics wunderbares Fingerpicking-Spiels bei vielen Songs.

Fazit: Ein würdiger Nachfolger des höchst gelobten „Dear America“ von 2021. Eric Bibbs Folk- und Bluesmusik mit ihrer Mischung aus Gesellschaftskritik, Hoffnung, Menschlichkeit und Humor ist bereits jetzt ein amerikanischer Klassiker. Hinhören! (aus country.de)