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CD-Tipps

HANERY AMMAN

HANERY AMMAN / INSTRUMENTAL

Hanery Amman «hätte eine Riesenfreude gehabt»

«Es ist nicht perfekt, holpert hie und da. Aber es ist das ehrlichste und berührendste Werk, an dem ich jemals arbeiten durfte.» So schreibt Andreas Hunziker im Booklet der CD «Instrumental» von Hanery Amman.

«Und das aufwendigste dazu», möchte man anfügen. Denn das schon seit Jahren angekündigte Album wurde in Hunzikers Studio seiner Funk + Ton Technik AG in Goldswil mit ebenso komplizierter wie komplexer Technik aufgenommen, wie es der Produzent noch nie gewagt hatte.

Primär ging es darum, Liveaufnahmen in Studioaufnahmen zu verwandeln, ohne Publikums­geräusche wie Applaus oder Zwischenrufe. Doch es ging auch darum, aus drei Konzertmitschnitten die besten (oft improvisierten) Passagen zu einer neuen Version zusammenzufügen.

Aber alles der Reihe nach. Begonnen hatte das Projekt schon früher, sehr viel früher, sogar noch vor der Veröffentlichung von Hanerys CD «Solitaire» im Jahr 2000.

Immer in engem Kontakt

«Ich war grad mal 16-jährig, als ich Hanery näher kennen lernen durfte», erinnert sich der in­zwischen 39-jährige Andreas Hunziker. Damals war er Keyboarder der Formation VIP, aus der später Plüsch hervorgingen. «Ich hörte und schaute Hanery nächtelang bei seinen Aufnahmen zu ‹Solitaire› zu.» Schon damals habe man oft über ein Folgeprojekt diskutiert, eine CD mit ausschliesslich Instrumentalstücken drauf.

«Es ist das ehrlichste und berührendste Werk, an dem ich jemals arbeiten durfte.»Andreas Hunziker

Dann vergingen weitere Jahre. Jahre aber, in denen der junge Andreas sein Vorbild und Freund nie aus den Augen verlor. «Wir hatten viel Kontakt, und ich war zum Beispiel auch als Alpinisto-Roadie mit Hanery und Polo unterwegs.» 2017 endlich wurde aus der Idee ein ganz konkreter Plan.

Dreimonatige Studioarbeit

«2016 hatten wir drei Konzerte aufgenommen, in der Mühle Hunziken, im Rossstall Köniz und am 125-Jahr-Fest in Interlaken», erklärt Hunziker. «Diese Aufnahmen waren anfangs aber keineswegs für eine Veröffentlichung gedacht, sondern nur so als Demomaterial für neue Aufnahmen, sogar mit Streichorchester.»

Doch als sich Hanerys Gesundheitszustand immer mehr verschlechterte – er kam im September von einem einwöchigen Spitalaufenthalt zurück –, entschloss man sich für eine Plan­änderung: ein Album mit dem Besten der drei Konzerte.

Die technische Umsetzung dauerte rund drei Monate lang. Fast jeden Abend, oft bis tief in die Nacht, tüftelte Tonmeister Hunziker an den Aufnahmen, immer aufmerksam begleitet von Hanery.

«Er hat oft Trauben und Guetsli und Coca-Cola mitgebracht», erinnert sich Hunziker, dessen Frau Andrea für warme Verpflegung sorgte. «Angesichts von Hanerys Zustand wussten wir leider nur allzu gut, dass wir unter Zeitdruck standen und lösungsorientiert zusammenarbeiten mussten.»

Leicht und zuversichtlich

Nun liegt das Resultat vor. «Hanery hätte eine Riesenfreude gehabt», ist Andreas Hunziker überzeugt. Tatsächlich: Als wäre der Künstler nie krank gewesen, besticht «Instrumental» durch kompositorische Leichtigkeit und melodiöse Zuversicht, die geradezu tröstlich und versöhnlich stimmen. Und das auf 16 Stücken mit einer gesamten Spiellänge von rund 76 Minuten.

Ebenfalls ungewöhnlich lang ist der erwähnte, sehr emotionale Booklet-Text von Andreas Hunziker. Hier findet sich auch folgender Eintrag von Hanerys Familie, der wunderbar zum ganzen Projekt passt: «D’Musig vo Dir, liebe Hanery, wird üs i üsne Härz für immer und ewig erfreue, mier danke Dir derfür bis höch i Himmel zu de Stärne.» (Berner Oberländer)

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