HARPER/MUSSELWHITE
BEN HARPER & CHARLIE MUSSELWHITE / NO MERCY IN THIS LAND
Das neue Ben Harper- und Charlie Musselwhite-Album beginnt mit einer Blues-Metapher: „When I go“, ein Chor, dunkel, tief – Clarksdale Mississippi, eine Holzkirche – dann legt die Band los. Ein Akkord wie ein Donnerschlag.
„Es war schon eine Art Statement“, erinnert sich Ben Harper. „Aber mehr in der Art: Wir machen da weiter, wo wir mit dem letzten Album aufgehört haben.“ Überhaupt klingt das ganze Album vom ersten bis zum letzten Track wie eine überaus gelungene Jam-Session zweier guter Freunde. Charlie Musselwhite denkt gerne zurück an die Sessions: „Ben hatte all diese wunderbaren Songs“, so der Musiker. „Und wir sind alle ins Studio gegangen und waren auch ein bisschen aufgeregt. Da war so eine Art von Gegenwärtigkeit – bestimmt durch die Musik , alle haben das gefühlt.“
Eine innige Künstlerfreundschaft
Daran, dass Charlie und Ben überhaupt zusammen Musik machen und dass aus einer spontanen Idee nun eine innige Künstlerfreundschaft geworden ist – daran ist niemand anderer schuld als der große John Lee Hooker:
1993 hat John Lee ein Konzert gegeben und Ben war die Vorband. Ich war da, um mir den Typen anzuschauen. Und ich dachte sofort, da ist was, was uns verbindet
Gemeinsam spielten sie aufJohn Lees Platte „Burnin Hell“ – und am Ende der Sessions sagte Lee, die beiden müssten etwas zusammen machen. Daran erinnert sich Musselwhite genau.Und wer widerspricht schon dem großen Bluesmeister? Es hat dann noch eine ganze Weile gedauert. Volle Terminkalender auf beiden Seiten waren schuld. Aber mit „Get up!“ haben sich die beiden Ausnahmemusiker 2013 dann den Traum von der gemeinsamen Platte erfüllt. Und die war so erfolgreich und so lustbringend für beide, dass mit „No Mercy In This Land“ nun der Nachfolger erschienen ist.
Ein Platte, die alle Spielarten des Blues parat hält. Country Blues wie in „Trust You To Dig My Grave“, stampfender Chicago Blues wie in „Bad Habits“ oder gefühlvolle Soulballaden wie „Nothing At All“.
Eins ist die Platte aber garantiert nicht: Der Jahrmarkt der Blues-Klischees oder der stumpfen Traditionspflege. Dagegen hat Musselwhite nämlich Einiges einzuwenden:“Ich kenne sie und Ben kennt sie auch: diese Traditionalisten. Bei denen darf sich nichts verändern.“
Blues ist doch nichts fürs Museum – etwas, was du studieren kannst, um es dann zu kopieren. Blues ist Leben. Verdammt noch mal, geh raus und spiel den verdammten Song. Das ist es!
Es geht auf „No Mercy In This Land“ um Freiheit, um geistige Freiheit, ein Leben ohne Schranken und Grenzen – Musik als Seelenbeschreibung. Harper kommt ins Schwärmen, wenn er an dieMundharmonika am Ende von „Nothing At All“ denkt. „Die Harmonika, die ist transzendent. Die klingt nach einer Geige, symphonisch, groß – nach einer Orgel. Die ist, als hätten Beethoven, Django Reinhardt und Duane Allman ein Baby. Das überschreitet alle Grenzen.“
„No Mercy In This Land“ ist eine Platte über die Freundschaft, über den Respekt gegenüber dem Leben und dem Talent des anderen und der Liebe zur Musik. „Ich kann mir vorstellen , dass wir beide noch ewig zusammen Musik machen. Solange wir beide Spaß daran haben und was Neues, was Aufregendes entdecken – solange werden die Leute uns zuhören und so lange machen wir weiter Musik!“ Verspricht Harper, und Musselwhite – der nickt weise dazu und lächelt www.Mdr.de