JOHN PRINE
JOHN PRINE / FOR BETTER AND WORSE
John Prine hat nicht ohne Grund eine langjährige Pause seit seinem letzten Album verstreichen lassen müssen. Zum zweiten Mal seit 1999 musste John Prine, der am 10.Oktober seinen 70. Geburtstag feiert, gegen den Krebs ankämpfen und wie damals hofft er, den Kampf gegen seine Krankheit auch diesmal zu gewinnen. Jetzt hat er ein neues Album veröffentlicht: For Better Or Worse, zu dem er einige bekannte Countrysängerinnen eingeladen hat. 1999 hatte Prine bereits eine solche Duett-CD „In Spite Of Ourselves“ veröffentlicht, auf der er mit diversen Countrykünstlerinnen wie Trisha Yearwood, Connie Smith und Melba Montgomery gesungen hatte.
Prine, der seit den 1970er Jahren einer der einflussreichsten und originellsten Sänger und Songschreiber der Country & Folkszene in den Staaten ist und Riesenhits wie George Straits „I Just Want To Dance With You“ oder Don Williams‘ „Love Is On A Roll“ geschrieben hat, hat diesmal ganz auf eigene Kompositionen verzichtet. Er hat stattdessen wunderschöne Country Standards ausgesucht, die er mit seinen Duett Partnerinnen interpretiert.
Die zurzeit erfolgreichste Countrysängern der USA ist mit von der Partie. Miranda Lambert klingt überzeugend in „Cold Cold Heart“, dem Klassiker von Hank Williams. Oder nehmen wir die gleich zweimal vertretenen Lee Ann Womack, die vor zwei Wochen in Gstaad live zu erleben war, mit „Storms Never Last“, damals ein Hit für Jessi Colter und Waylon Jennings oder der ach so typische Country-Song „Fifteen Years Ago“ (1970 ein Nummer-Eins-Erfolg für Conway Twitty). Ernest Tubb und Loretta Lynn sangen einst das ironische „Who’s Gonna Take The Garbage Out“, nun zu hören in einer trocken-witzigen Interpretation mit Iris DeMent. Dem George Jones Fan, aber nicht nur dem, wird die Neuaufnahme von „Color Of The Blues“ mit Susan Tedeschi gefallen.Wie Prine auf das Lied kam, hat er neulich erzählt: „Susan Tedeschi schlug mir einen George Jones Song ‚Color Of The Blues‘ vor, von dem ich noch nie gehört hatte. Unser Duett war dann perfekt.“
Die noch eher unbekannte Amanda Shires klingt klasse, wenn es in die Kneipe geht, mit „Dim Lights Thick Smoke (And Loud Loud Music). Echt witzig ist die Art und Weise, wie Prine und Kacey Musgraves den Buck Owens Titel „Mental Cruelty“ darbieten. Sie lässt sich scheiden, weil sie die Hausarbeit als seelische Grausamkeit empfindet, er kann sich da nicht wehren, der Arme. Passt zu der emanzipierten Kacey. Kathy Mattea, von der schon länger nichts zu hören war, singt zwei Lieder, wobei mir die Neuaufnahme des Waltzers „Dreaming My Dreams With You“ besonders gut gefällt, das 1975 ein Top 10 Hit für Waylon Jennings war.
Zwei Lieder fallen aus dem Rahmen, weil sie keine Country Songs sind: Da wäre zunächst „My Happiness“, das er mit seiner dritten Frau Fiona singt. Ella Fitzgerald hatte damit 1948 einen Hit und noch bekannter war die Version, mit der Connie Francis einst Platz 2 der Billboard Pop Charts erreichte. Und noch erstaunlicher ist das Lied, das John Prine gemeinsam mit Alison Krauss gesungen hat: der englische Titel „Falling In Love Again“ sagt uns noch nichts, aber der Komponist des Titel heißt Friedrich Holländer und die deutsche Originalversion heißt „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“. Ja, das sang die Marlene Dietrich und auch wenn man der Alison Krauss den männermordenden Vamp nicht abnimmt, schön singt’s sie allemal.
Fazit: 15 Titel, und der Kontrast der rauen, manchmal trockenen Stimme von John Prine im Kontrast zu den wohlklingen Frauenstimmen gibt dem Album einen zusätzlichen Reiz.
(aus country.de)