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CD-Tipps

ROBERT ELLIS

ROBERT ELLIS / TEXAS PIANO MAN

Wir kennen den „Long Tall Texan“ (Lyle Lovett), den „Lone Texas Ranger“ und das „Texas Chainsaw-Massacre“.

Und jetzt also der „Texas Piano Man“, im weißen Anzug und Cowboyhut, mit gelber Rose am Revers. Ist das wirklich derselbe Robert Ellis, der früher noch düster von den Lights From A Chemical Plant sang? Und nun ausgerechnet Liberace als „role-model“ anpreist?

Es steckt schon eine gehörige Portion schräger Texas-Humor in dieser Platte. Ellis will mit einigen Klischees über den „Lone Star State“ aufräumen, weshalb sein Flügel auf dem Cover auch mitten in der Prärie steht, links zwei Kerzen auf dem Instrument, rechts liegt ein Büffelschädel und auf dem Klavierhocker prangt ein Fell hervor. Und dazu ein ganzer Haufen gelber Rosen, mitten in dieser Einöde. Ellis will „Mr. Showmanship“ sein, der seine texanische Herkunft ad absurdum führt – und zwar mit einem Rückgriff in die tiefen Siebziger Jahre, als die „piano player“ tatsächlich noch die Charts dominierten: Elton John, Billy Joel, Leon Russell…

Seine neuen Songs haben auch genau jenes Charisma dieser Jahre, als der Rock’n-Roll noch Party-Nächte anheizte und Stakkato-Akkorde auf dem Piano à la Benny and the JetsStraßenfeger waren. Insbesondere die erste Hälfte des Albums lässt von der Vergangenheit träumen – mit dem Esprit des Hier und Jetzt.

Fucking Crazy als Eröffnungsballade – natürlich hätte sich eine solche Provokation in den Siebzigern kein einziger Sänger getraut, der im Radio gespielt werden wollte. Nobody Smokes Anymore rauscht auf einem Soul-Pop-Riff daher, das auch Elton John geliebt hätte, aber Bernie Taupin hätte sich sicher nie einen Text ausgedacht, der das Ende der Raucherkultur beklagt. Passive Aggressive wiederum wäre auf jeder Billy-Joel-Platte der Siebziger gut aufgehoben gewesen, aber über dieses (weh)leidige Thema hätte der erste „Piano Man“ ganz sicher nie gesungen…

In der zweiten Hälfte des Albums gerät Robert Ellis dann ein wenig vom Weg ab; jetzt klingt er nicht mehr nach den Originalen, sondern eher wie ein Ben Folds, der eine Siebziger-Jahre-Platte macht und dabei intellektuell  bleiben will.  Und damit wird es anstrengend(er). Und die Ideen wiederholen sich, Aren’t We Supposed To Be In Love? ist im Grunde nur ein Abklatsch der ersten Stücke auf der Platte. Lullaby trägt schwer an der eigenen Fingerfertigkeit. Und Topo Chico zum Schluss ist ein völlig verzichtbarer Easy-Listening-Fremdkörper, den Ellis besser Barry Manilow überlassen hätte. Oder sollte das auch schon wieder Zeichen seines schrägen Humors sein (https://www.hooked-on-music.de)

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