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CD-Tipps

RODNEY CROWELL

RODNEY CROWELL – TRIAGE

Hier geht es um nichts weniger als um Leben und Tod. Triage – das neue Album von Rodney Crowell verwendet diesen Begriff aus der historischen Militär-Medizin als Überschrift, und entsprechend düster ist schon mal das äußerliche Erscheinungsbild des Albums: Ein schwarzweißes Foto des Künstlers, ein grimmiger Blick hinter einer dunklen Sonnenbrille versteckt. Nur wenige Tage vor seinem 71. Geburtstag präsentiert sich Crowell mit seinen wohl persönlichsten Songs, und dem ersten Album nach „Close Ties“ von 2017. Es ist auch das erste auf seinem eigenen Label RC1 Records und ebenso das erste mit Thirty Tigers.

„Triage“ beweist einmal mehr: Die „alten Helden“ haben es immer noch drauf, zeigen uns immer wieder, wie gut gemachte, ehrliche Musik geht. Auch Rodney Crowell ist so ein Typ, das wird sehr schnell deutlich beim Hören des Albums! Die Songs laufen keinen Trends hinterher, setzen auch keine. Der Sound ist auf schöne Art und Weise aus der Zeit gefallen, verfolgt seine eigene Linie. Dabei verschließt er sich aber nicht modernen Klängen, ist modern, zeitgemäß, ohne sich einer Zielgruppe anzubiedern.

Das Album startet mit „Don’t Leave Me Now“, das überraschend ruhig und getragen einsetzt, mit zwei akustischen Strophen beginnt, dann aber plötzlich in einen Sound aus treibendem Beat und kräftigen E-Gitarren mündet. Das rockt und groovt, vergißt aber nicht die eingängige Melodie. Harmonisch dann der Titelsong „Triage“, eine fast schon philosophische Betrachtung des Themas „Liebe“. Der Gesang schwankt zwischen nachdenklich und – sagen wir mal, freundlich (fröhlich wäre etwas zuviel). Was nach knapp vier Minuten bleibt, ist die Erkenntnis: „Es ist Liebe, wenn uns allen das Leben geschenkt wird und Liebe, wenn wir alle zur Ruhe gelegt werden.“

Die Songtexte sind sehr einfühlsam, erzeugen ein Wechselbad der Gefühle, zwischen Dur und Moll, mal todtraurig, mal optimistisch. Aber vor allem sind die Lieder oft sehr komplex, so dass es nicht leicht ist, den Gedankengängen der Worte zu folgen. Der eindringliche Sprechgesang von „Transient Global Amnesia Blues“ ist ein Beispiel dafür. Dagegen: „One Little Bird“ schwelgt in einer unbeschwerten Melodie den Erinnerungen an schöne Zeiten im Leben, hat aber kein „Happy-End“. Das Lied endet mit den Worten: „Warum kannst du nicht sehen, dass es fast vorbei ist?“ So wird der Zuhörer immer wieder hin und her gerissen in seinen Gefühlen.

Die melancholische Grundstimmung wird einige Male aufgerissen durch Tracks wie den Blues „I’m All About Love“ in dem es heißt: „Bei mir dreht sich alles um Liebe, bei mir dreht sich alles um Liebe. Ich liebe Wladimir Putin und Benedict Arnold. Ich freue mich sagen zu können, dass ich Donald sogar liebe, ich liebe Greta Thunberg & Jessica Biel. Das gleiche gilt für den Teufel, wenn ich dachte, es wäre echt. Bei mir dreht sich alles um Liebe.“ Das klingt jetzt nicht so deprimierend, wie die Worte anderer Songs, zeugt eher von einem Mann, der seinen inneren Frieden gemacht hat, aber immer noch darüber nachdenkt. Einer der großartigsten Songs des Albums ist „Hymn #43“, eine wunderschöne, nachdenkliche akustische Ballade, bei der die markante Gesangsstimme Crowell’s besonders gut zum tragen kommt.

Fazit: „Triage“ ist ein herausragendes Album eines hochtalentierten Musikers. Tolle Songs mit Tiefgang, super Arrangements, zwischen Americana und Akustik. Spannend. Interessant. Kurzweilig. Unbedingt reinhören! (aus country.de)

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