ROOMFUL OF BLUES
ROOMFUL OF BLUES – IN A ROOMFUL OF BLUES
Über 50 Jahre existieren ROOMFULL OF BLUES bereits – also länger als ihr Plattenlabel Alligator Records – und Abnutzungserscheinungen sind auch auf ihrem neuesten Studiowerk keine zu entdecken. Besetzungswechsel gab und gibt es immer mal kleinere, aber Chris Vachon an der Gitarre, ist natürlich die Konstante, hat ebenso natürlich auch wieder produziert und sorgt somit dafür, dass sein Instrument nicht zu kurz kommt. Mit Phil Pemberton am Mikro steht ihm seit ein paar Jahren ein nicht minder prägender Frontmann zur Seite.
15 Jahre sind vergangen, seit ich erstmals von dieser Power-R&B-Kapelle aus New England hörte und es fasziniert mich doch immer wieder aufs Neue, wenn diese Band loslegt. Nehmen wir mal sie Beschreibung von der Band-Homepage: “soaring blues, zydeco twists, late-night ballads, Latin-tinged funk and a touch of vintage, fifth-gear rock ‘n’ roll“ und wir können sagen, dass die Selbsteinschätzung ziemlich treffend ist.
So groovt und swingt What Can I Do so dermaßen cool, dass man umgehend in gute Laune gerät. Wohl ausgewogen ist der Sound und man kann jedes Instrument perfekt hören. Deswegen gleich das Vorab-Lob an Vachons Produktion. Ganz Vorne natürlich Sänger Phil Pemberton, der nach wie vor der charismatische Mittelpunkt der Musik ist. Das darf man sich ruhig mal in erhöhter Lautstärke reinziehen, um in den vollen Genuss zu kommen. Wie Vachons spitze Gitarren-Licks sich an den fetten Bläsersätzen in You Move Me reiben und sich daraus ein verschärftes Sax-Solo schält.
Die Handy-Generation, zu der durchaus auch Ältere gehören, nehmen sich ROOMFUL OF BLUES in Phone Zombies zur Brust. Zu dem lockeren, soul-getränkten R&B gibt‘s übrigens auch ein schönes Video. Leicht zu finden, unter anderem auf der Homepage der Band.
Dem erwähnten “Vintage Rock‘n‘Roll“ nähert man sich mit Watch Your Back an, während besagte “late-night ballad“ dann bei She Quit Me Again angesagt ist. Hätte man heutzutage noch die Chance, Frankie Sinatra, Humphrey Bogart oder einen ähnlichen Charakter, nachts um Zwei beim letzten Whiskey an der Bar zu treffen, bestünde eine relativ große Wahrscheinlichkeit, dass dieser Song gespielt würde. Die Atmosphäre davon bekommt hier jedenfalls in die heimischen vier Wände geliefert.
Der Tag vor der eben skizzierten Nacht könnte als Soundtrack das folgende She‘s Too Much gehabt haben. Pulsierender Big-City-Jazz und Swing, der ständig vorantreibt und von hervorragenden Solisten ebenso lebt, wie einer tollen Bandleistung. The 50‘s are alive!
Hab ich vorhin was von Zydeco gelesen? Ja, dieser unwiderstehliche Beat bestimmt Have You Heard und stilgerecht hat man sich mit Dick Reed dazu natürlich einen Akkordeonspieler ins Studio geladen. Da fühlt man sich umgehend, wie in Louisiana und irgendwo scheint es doch schon nach einem Grillabend auf der Veranda zu riechen, oder nicht?
Und die Party nähert sich mit We‘d Have A Sublime sehr rockig dem Höhepunkt. Auch dem herrlichen Saxofon-Solo von Rich Lataille. Geradeaus, schnörkellos, gut – so muss Big-Band-Rock‘n‘Roll klingen. Und der Blues dazu, wie Carcinoma Blues. Dazu braucht man charismatische Sänger wie Pemberton, einen Gitarristen wie Vachon, der für die geschmackvollen Einwürfe sorgt, einen Pianisten wie Rusty Scott, der die Nummer unterschwellig trägt und eine Bläser-Abteilung, die ab und an einfach mal etwas Luft unter den Teppich pumpt. Die Klasse der Band zeigt sich hier wieder einmal deutlichst.
Too Much Boogie geht ja eigentlich gar nicht, und so ganz ernst ist das auch nicht gemeint, auch wenn man diesen Boogie-Woogie eher entspannt und mit schnippenden Fingern genießt. Und freut sich am wundervollen Trompetensolo!
Das abschließende I Can‘t Wait könnte man auch als Motto für den weiteren Verlauf der Karriere dieser Band nehmen. In knapp zweit Minuten zeigen ROOMFULL OF BLUES nochmal schnell, was für einen Sound sie scheinbar einfach aus dem Handgelenk schütteln können. Es hat zwar keine 50 Jahre gebraucht, so zu klingen, wie die bisherigen Alben zeigen, aber so abgeklärt und gleichzeitig so frisch zu klingen, das hat schon was mit Erfahrung und natürlich Klasse zu tun. (https://hooked-on-music.de)
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