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CD-Tipps

RY COODER

RY COODER / THE PRODIGAL SON

Es klimpert und schrammelt, ein Gospel-Chor singt und Zikaden zirpen: Ry Cooder ist zurück in jener Rolle, die ihm ans Herz gewachsen ist: als Musik-Ethnologe des ländlichen Amerikas. Er ist ein Chronist US-amerikanischer Befindlichkeiten. Cooder singt über Armut und Migranten, über verlogene Christen und den neuen Faschismus.

Und er bettet das alles ins ganz große Panorama. Sein neues Album „The Prodigal Son“ ist eine Sammlung überragender Songs. Die Mehrzahl davon stammt nicht mal aus eigener Feder, sondern ist „ausgeliehen“ bei Legenden wie Blind Willie Johnson und den Stanley Brothers.

Das Album ist so was wie der Höhepunkt seiner Serie von Glücksgriffen im Spätwerk: Fünf Jahre hat er geruht, gegrübelt und gesammelt. Und waren „Chavez Ravine“ (2005) oder „Pull Up Some Dust And Sit Down“ (2011) Streiflichter, so ist das neue Album jetzt das Gesamtbild. Die Musik ist rotzig und roh, aber auch unglaublich zerbrechlich („Nobody’s Fault But Mine“). Blues, Spirituals, Tex-Mex und Lagerfeuer-Balladen.

Die Texte sind spottend und amüsiert, wütend ob der Weltlage und mit ganz leiser Stimme die Freunde warnend. „All Ihr guten Leute müsst Euch jetzt zusammen tun, sonst haben wir bald keine Chance mehr. Denn die anderen starten wieder ihre Hassmaschinerie-Motoren des Hasses“, singt Cooder in „Jesus And Woody“ und hinterfragt zugleich die Gültigkeit von Guthries Kampfruf auf der Klampfe: „Diese Maschine tötet Faschisten“.

Über sein neues Album sagt der 71-Jährige: „Ich verbinde die politischen und wirtschaftlichen Dimensionen mit dem persönlichen Leben der Leute, denn diese Leute sind in Gefahr und werden in dieser Welt auf allen Seiten unterdrückt.“

Das ganze Amerika in elf Songs: „The Prodigal Son“ ist Ry Cooder von seiner allerstärksten Seite.(ndr.de)

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