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25 JAHRE BÄREN BUCHSI

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25 Jahre Bären Buchsi

Mit einem sehr attraktiven Jubiläumsprogramm feiert die Crew um Initiator Jüre Hofer den 25. Geburtstag des Bären Buchsi in seiner heutigen Form als Restaurant und Kulturlokal. Herzliche Gratulation dazu.

Das Jubiläumsprogramm sieht folgende Konzerte vor:

Donnerstag, 1. September: Steffe La Cheffe

Freitag, 2. September: Troubas Kater

Samstag, 3. Dezember: Philipp Fankhauser &           Lucky Wüthrich

Aber auch in den folgenden Wochen gibt es ein attraktives Programm mit Hernandos Perdidos (9.9.), Eltern John Disco (16.9.) und Steve Hophead feat. Stuwi Aebersold ((17.9.)

Alle Details zum Programm und Ticketinformationen gibt es auf der Website des Bären Buchsi.

 

In Bund und Berner Zeitung vom 31. August 2022 hat Martin Burkhalter einen spannenden Beitrag zur Musik in der Region geschrieben:

Foto: Beat Mathys Berner Zeitung/DerBund

«Münchenbuchsee ist eine Boomtown» 

Der Bären Buchsi feiert Jubiläum. Und die Kulturfabrik in Biglen startet in eine neue Ära. Wie geht es diesen Kulturlokalen ausserhalb der urbanen Zentren? Sie kämpfen, sind aber zuversichtlich.

Martin Burkhalter

Zugegeben, die ganz grossen Zeiten sind vorbei. So etwas wie damals am 1. Dezember 2007, als ein Auftritt von Züri West für ein Verkehrschaos sorgte, gibt es heute nicht mehr. 

Die ganze Hauptstrasse vor dem Bahnhof Münchenbuchsee war verstopft, und Jüre Hofer musste zum Megafon greifen, um den Leuten klarzumachen, dass das Konzert längst ausverkauft sei. Im Vorverkauf waren 200 Tickets für das Konzert aufgelegen. Nach zehn Minuten waren alle weg, nur Leute kamen immer mehr, es wollte gar kein Ende nehmen. Jüre Hofer lacht noch heute darüber, wenn er es am Telefon erzählt. Das waren aufregende Zeiten. 

Der Grund für den Anruf in Münchenbuchsee ist, dass Jüre Hofer und seine Crew etwas zu feiern haben: Das Kulturlokal Bären Buchsi wird 25 Jahre alt. An diesem Wochenende gibt es ein Jubiläumsfestival mit Auftritten von Steff la Cheffe, Troubas Kater und Philipp Fankhauser. 

Alle Schichten ansprechen

Zeit also zurückzuschauen, aber vor allem auch nach vorn. Denn so ein Kulturlokal ausserhalb der Stadt ist alles andere als selbstverständlich. Ja, man könnte gar fragen: Gibt es den Bären Buchsi auch in 25 Jahren noch? Jüre Hofer ist sehr zuversichtlich: «Münchenbuchsee ist eine sogenannte Boomtown. Und wir sind ein Grund, dass Leute hierherziehen. Aber klar, das Geschäft ist härter geworden. Wir kämpfen.»

Wie bei den meisten Kulturlokalen fing alles mit einer ordentlichen Portion Idealismus an. Das 165 Jahre alte Gebäude hatte bereits eine lange Geschichte als Hotel- und Restaurantbetrieb hinter sich, als im April 1997 eine Crew um Jüre Hofer und Michel Gygax aus dem Bären eine Kulturbeiz machten – mit nicht unbescheidenen Ambitionen: «Unser Ziel war von Anfang an, wirklich alle Bevölkerungsschichten anzusprechen», sagt Jüre Hofer. Vom Rockkonzert bis zum Comedyabend sollte das Programm alles bieten, was das kulturaffine Herz begehrt.

Fast ein Debakel 

Von Anfang an setzte man auf ein bis heute erfolgreiches Konzept: Kultur und Kulinarik. Die Gastronomie hilft das Kulturprogramm mitfinanzieren. Handkehrum sorgen die Konzerte für Gäste in der Beiz.

Natürlich lief nicht alles reibungslos. Nicht immer wurden die richtigen Bands programmiert. Zu Beginn stimmte auch die Küche nicht so richtig. Von Mitarbeitenden war nur gerade die Küchenchefin ein ausgebildeter Gastroprofi. Vor allem im Servicebereich mussten sie anfänglich einiges an Kritik einstecken. 

Und dann kam es 2001 auch noch fast zu einem Debakel. Die damaligen Eigentümer der Liegenschaft meldeten Konkurs an und schrieben den Bären aus. Die Crew als Pächterin, schon damals als Bären Buchsi AG organisiert, hatte nicht das nötige Geld, um die Beiz zu kaufen. In letzter Minute, so erzählt es Hofer, kauften Silvio und Ruth Rubli aus Rapperswil das Lokal und retteten es. Sie gehörten schon lange zu den Stammgästen und wollten verhindern, dass der Betrieb einfach so verschwindet. 

Danach kehrte Ruhe ein, und der Bären Buchsi konnte zur Erfolgsgeschichte werden mit Konzerten von Züri West, Patent Ochsner, Sina und Pegasus. Auch Gölä war mal da. Wenn man Jüre Hofer nach seinem persönlichen Highlight in all den Jahren fragt, wird seine Stimme ganz sanft: «Endo. Ganz klar Endo Anaconda. Er kam immer. Und er war immer ein Ereignis. Er passte einfach hierher, zu uns. In welchem Zustand auch immer», sagt er und lacht. 

Unpersönlich geworden

Freilich hat sich inzwischen viel verändert. Nicht nur gab es da eine Pandemie, sondern auch das Musikgeschäft hat sich sehr gewandelt. Früher konnte Jürg Hofer, der als DJ und Radiomann immer schon breit vernetzt war in der Szene, einfach zum Telefon greifen – und die Bands kamen. Früher sei es viel mehr ein Miteinander gewesen, sagt er. Diese Just-do-it-Attitüde fehlt ihm. Heute laufe bei den Bands alles über das Management. Das Geschäft sei unpersönlicher geworden. Und immer stehe natürlich das Geld im Mittelpunkt. «Heute geht nichts mehr ohne eine Garantiegage.» Früher hätten die Bands einfach gespielt – und am Schluss habe man über das Finanzielle geredet.

Auch die Haltung und die Ansprüche des Publikums haben sich verändert – gerade nach der Pandemie. Vieles sei unverbindlicher geworden. «Früher konnte ich noch eine Band buchen, die niemand kannte. Die Leute kamen, weil sie mir vertrauten und Neues entdecken wollten.» Heute gehe das nicht mehr. Die Neugierde, das Interesse sei weggefallen.

Dieser Umstand zwingt Jüre Hofer dazu, vor allem regional bekannte Künstlerinnen und Künstler zu buchen. Die ganz Grossen, wie die Ochsners, Lo & Leduc oder auch Pegasus, kann er sich wegen der beschränkten Platzzahl (170) schlicht nicht leisten. Und bei unbekannten Bands kommen die Leute nicht. 

Nachfolger gefunden

Nicht dass ihn das entmutigen würde. Er habe die Freude am Bären Buchsi nie verloren, sagt er. Es ist alles nur eine Frage der Programmierung. Deshalb blickt er auch weiterhin zuversichtlich in die Zukunft. Und die Geschichte wird weitergehen. Wenn auch ohne Jüre Hofer. Ende 2023 geht er tatsächlich in Rente. Und er ist umso glücklicher, dass die Nachfolge geklärt werden konnte, und zwar mit einer Wunschlösung, wie er sagt: Marc Schär, früher Geschäftsführer des Mokka in Thun, hat seine Stelle bereits angetreten und wird den Bären Buchsi in die Zukunft führen. 

Wohin gehen die Städter?

Vielleicht wird ja ihm gelingen, was Jürg Hofer bis jetzt nicht erreicht hat: auch die Stadtberner nach Buchsi zu locken. Das Publikum kommt von überallher, nur aus der Stadt nicht, obwohl der Zug in nur neun Minuten in Münchenbuchsee ist und im Viertelstundentakt fährt.

 

Offenbar gehen die Städterinnen und Städter lieber nach Biglen. Das sagt zumindest Peter «Pesche» Leu, Regisseur, Schauspieler, Herz und Seele der dortigen Kulturfabrik. «Die Leute kommen von überallher, von Steffisburg bis Schangnau. Unser Hauptpublikum aber kommt aus der Stadt Bern, aus der Agglo und aus Thun. Das härteste Pflaster für uns ist wohl Biglen selber», sagt er und lacht. «Aber auch hier haben wir inzwischen eine Stammkundschaft, die schätzt, was wir tun.»

Wie der Bären Buchsi ist auch die Kulturfabrik Biglen so ein Lokal, das etwas ab vom Schuss läuft und läuft wie ein Duracell-Häschen – kämpft, aber überlebt. Seit 14 Jahren ist sie unweit des Bahnhofs in den ehemaligen Fabrikhallen der Möbelfabrik Bigla eingemietet.

Angefangen hat es einst mit Bildern von Dürrenmatt, die Pesche Leu in den alten Hallen ausstellen liess. Das gefiel den Leuten so gut, dass Leu von Fritz Bösch, dem Patron und Bigla-Eigentümer, eingeladen wurde, um über weitere kulturelle Projekte zu sprechen. So wurde 2008 aus der Möbel- die Kulturfabrik.

Knochenarbeit in Biglen

Auch hier lief freilich nicht immer alles glatt. Mehrfach stand es nicht sehr gut um das Kulturhaus. Mal ging es um Zuständigkeiten, mal um die Strukturen. Und immer wieder ums Geld. Pesche Leu sagt trotzdem: «Die Kulturfabrik ist alles in allem eine Erfolgsgeschichte. Aber es ist Knochenarbeit, ä Chrampf.»

Ein Krampf ist es auch, weil die Zahlen nie wirklich berauschend waren. Der Kulturbetrieb sei immer defizitär gewesen, sagt Leu. Er erklärt, dass er die Kulturfabrik lange Jahre auf eigene Rechnung betrieben und dabei von den Überschüssen aus dem Freilichttheater Moosegg gezehrt habe, wo er lange Jahre die Verantwortung hatte.

Als er sich 2016 von der Moosegg zurückzog, fehlte die Finanzquelle. Mit dem Ziel, die Kulturfabrik auf eine finanziell breitere Basis zu stellen, rief er einen schlank organisierten Förderverein ins Leben. Ohne Gönner, Sponsoren, ohne öffentliche Gelder und vor allem ohne Leus ehrenamtlichen Einsatz ginge es aber schlicht nicht. 

Neugieriges Publikum

«Ich lebe von meiner bescheidenen Rente und meiner arbeitenden Frau», sagt er. Tatsächlich ist er der Motor des Betriebs. Er sitzt an der Abendkasse, macht die Technik und stellt das Programm zusammen. Dabei setzt er weniger auf Konzerte und mehr auf Kleinkunst, Comedy, Zauberei und Lesungen. Immer handverlesen. Er gehe sich alles vorher anschauen, buche nichts, was er nicht selbst gut finde, sagt er. 

Er erlebt denn sein Publikum auch anders als Jüre Hofer im Bären Buchsi. Die Leute kämen, um Neues zu entdecken, sie vertrauten ihm, sagt er. «Das Publikum ist zwischen 50 und 60 Jahre alt, hellwach und neugierig. Keine Schnurris. Und auch Junge kämen nach.»

Im Schnitt kamen vor der Pandemie jeweils 80 Leute an eine der 33 Veranstaltung im Jahr. Derzeit sind es noch etwa 50. 230 Leute haben Platz in der Kulturfabrik. Mit 70 Besuchenden gibt es eine schwarze Null. Aber das zählt für Leu nur am Rand: «Ich bin zufrieden, wenn ich 30 glückliche Besucherinnen und Besucher habe», sagt er. Das ist alles, was er will und immer wollte: «Die Leute glücklich machen mit Kultur.»

 

Leu hört auf

Wie der Bären Buchsi kämpft also auch die Kulturfabrik, aber offenbar nicht mit Zukunftsängsten. Und dies, obwohl eine grosse Veränderung ansteht: Pesche Leu hört auf. Er macht noch eine Saison den Programmleiter. Danach will sich der heute 69-Jährige wieder mehr Regiearbeiten widmen und mehr auf der Bühne stehen. 

Noch ist die Nachfolge nicht geklärt. Die Chancen stehen aber gut, dass es gelingt, jemanden zu finden. Denn von 2024 bis 2027 wird die Kulturfabrik nun, wie auch der Bären Buchsi, zum ersten Mal mit Kulturförderungsgeldern unterstützt. Der Betrag beläuft sich jährlich auf 80’000 Franken. «Ich glaube an die Kulturfabrik», sagt Pesche Leu. «Das habe ich immer getan. Sie passt hierher. Es braucht sie.»

 

 

 

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