Home

News

CLUBSTERBEN IN NASHVILLE

Keine Kommentare Allgemein

   Ich mache mir grosse Sorgen um die Musikclubs in Nashville.

Stellt euch einmal vor, die Mühle Hunziken, das Bierhübeli, die Mahogany Hall in der Region Bern, das Kaufleuten, das Volkhaus, das El Lokal, das Moods in Zürich und das Atlantis Basel oder das FriSon in Fribourg wären alle von der Schliessung bedroht.
Ein Horrorszenario für alle Freunde von Livemusik.
Genau das passiert im Moment in der Music City Nashville.
Ein Artikel im TENNESSEAN vom 5. Juni zeigte deutlich an, wie ernst die Situation in der Stadt geworden ist. Nashville ist, zusammen mit Austin, eine richtige Boomtown.
Nach knapp vier Jahren Abwesenheit habe ich mich fast nicht mehr zurechtgefunden. Alles drängt nach Downton. Dort werden viele neue Bürotürme hochgezogen. Arbeitsplätze für jeweils mehrere Tausend Mitarbeitende. Bridgestone, Amazon etc. verfügen natürlich fast über unbeschränkte Mittel und das kriegen jetzt die Konzertlokale in der Stadt deutlich zu spüren.
Wohlverstanden, wir sprechen da nicht von den Honky Tonk Spots am Broadway. Dort gibt es keinen Platz für Bürogebäude. Aber viele andere Lokale am Rande von Downtown sind massiv gefährdet.
Das Trio in der Cannery Row (Mercy Lounge, High Watt und Cannery Ballroom) sucht einen neuen Standort, weil die neuen Besitzer der Liegenschaft mit dieser anderers vorhaben.
Am ehesten wird der neue Standort wohl in East Nashville zu finden sein. Die Schliessung der 3 Clubs hinterlässt aber eine grosse Lücke.
Höchst gefährdet ist auch das Exit/in, einer der ältesten und traditionellsten Clubs in Nashville. Auch dort hat es einen Besitzerwechsel bei der Liegenschaft gegeben. Die Besitzer des Clubs kämpfen aber energisch gegen die Schliessung und haben sogar die Stadtregierung alarmiert.
Das Station Inn ist das legendärste Bluegrass Lokal in Nashville. Pech nur, dass es sich im Hochentwicklungsgebiet Gulch befindet. Rund um das Station Inn schiessen die Hochhäuser in die Höhe. Wie lange dieses kleine Lokal noch dagegenhalten kann, ist ungewiss.
Aber auch das 3rd & Lindsley ist hochgradig gefährdet. Dort läuft Ende Jahr der Mietvertrag aus und wenn man sich anschaut, was rund um das Grundstück des Clubs in den letzten Jahren gebaut wurde, lässt das nicht viel Gutes erahnen.
Bleibt noch das legendäre Bluebird Café, die Heimat aller Singer-Songwriter in Nahsville. Keiner und keine, die dort nicht schon aufgetreten ist. Jeden Abend ist das Bluebird ausverkauft. Eine wahre Institution.
Das Bluebird Café liegt am Hillsboro Pike und ist Teil einer typisch amerikanischen Häuserreihe mit kleinen Gewerbeshops und ausreichend Parkplätzen.
Hillsboro zählt zu den beliebtesten Wohngegenden in Nashville. Entsprechend gross sind die Bauaktivitäten. Einfamilienhäuser, aber auch Hochhäuser werden zu Hunderten gebaut. Und hinter dem Bluebird Café soll ein neuer Turm hochgezogen werden. Das könnte das Ende für dieses traditionsreiche Lokal bedeuten, welches durch die TV-Serie Nashville zu Weltruhm gelangte.
Die Stadtbehörden sind zwar alarmiert und sprechen unterdessen auch davon, dass der Verlust der Konzertlokale zum Verlust der Identität von Nashville führen könnte. Nashville ist nicht nur Grand Ole Opry mit Cowboyhut und blondierten, operierten Sängerinnen. Nashville hat auch eine ausgeprägte Rock, Blues- und Singer-Songwriter Szene, welche auf diese Clubs angewiesen ist.
Die Stadt wird im Moment von einem Demokraten regiert. Dass aber die Regierung da irgendwie eingreifen kann und will, scheint mir recht illusorisch. Geld regiert in den Staaten noch viel ausgeprägter als bei uns. Und wer zahlt, befiehlt.
Und die betroffenen Clubs verfügen nicht über eine Lobby, welche da entscheidend eingreifen könnte.
Ich bin sehr gespannt, ob ich bei meinem nächsten Besuch in Nashville noch eines der gefährdeten Lokal vorfinden werde. Wünschen würde ich mir alle.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*