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CD-Tipps

CHRISTONE INGRAM

CHRISTONE «KINGFISH» INGRAM / KINGFISH

Ingram hat in etwa die Körperfülle von Popa Chubby und ein betörend freundliches Babyface. Dieses „Riesenbaby“ ist erst 20 Jahre jung und hat ein Riesentalent!!! Ja, es haut mich regelrecht aus den Schuhen, weil Kingfish direkt mit seinem Debütalbum so gut wie mit allen vor ihm reüssierten Blueskoryphäen mithalten kann…

Der 20-jährige Blues-Enthusiast kommt aus Clarksdale, Mississippi. Sein sensationelles Debüt, das mit überzeugend-durchdringenden Gitarren und rauem, leidenschaftlichen Gesang sowie kraftvollem Songwriting glänzt, hängt mir selbst noch in der Nacht an, indem ich im Halbschlaf die eingesickerten Hooks vor mich hinsumme.

Vielleicht ging es ja Buddy Guy ähnlich, als er auf Kingfish aufmerksam wurde. Guy wurde Ingrams Mentor und Freund und ist special guest auf »Fresh Out« (Track 02). Und ich denke mal: einen Buddy Guy als Förderer hinter sich zu wissen, kann ja nur demütig machen sowie das Selbstbewusstsein stärken.

Im Grundsatz bedeutet das: Buddy Guy als Mentor, Tom Hambridge als Produzent und Co-Autor sowie Kingfish himself, der niemals den Großkotz raushängen lässt, sind ein Dreamteam. Alle übrigen beteiligten Studiomusiker nicht zu vergessen (siehe bitte unten).

In „Been Here Before“ (Track 04) hat Kingfish sogar die Größe, alles, was man ihm heute zuschreibt, als Geschenk und Gnade zu feiern. Denn fast alles war schon mal vor ihm da. Und insofern macht seine Zeile „Kingfish, you’ve been here before“ (von seiner Grandma überliefert) durchaus Eindruck. Es macht deutlich, dass Kingfish nicht am Rad dreht und abhebt. Und abgesehen davon, dankt er im Booklet auch seinen Eltern, ihm frühzeitig eine Gitarre geschenkt zu haben.

Kingfish errreicht die Seelen seiner Fans in der Tat durch Demut und einer grandiosen Spieltechnik mit enormem Einfühlungsvermögen. Seine Vorbilder sind BB King, Buddy Guy, Stevie Ray Vaughan und – jawohl – auch Jimi Hendrix. Er paddelt gewissermaßen zwischen den Gezeiten. In „Listening“ (Track 07 feat. Keb’ Mo’) wird auch Bill Withers ein Denkmal gesetzt. Sowie auch in Track 09 „Believe These Blues“.

Es kommt noch hinzu, dass Kingfishs Bluesstimme keineswegs nach einer klingt, die erst zwanzig wurde. Sie klingt so souverän und flexibel, wie sie viele andere noch nicht einmal mit vierzig zu produzieren in der Lage sind.

Tja, wieder Mal eine Riesenüberraschung. Ich kann nur dazu raten, Kingfish unbedingt im Auge und Ohr zu behalten. Er könnte – wie der Rolling Stone schrieb – „the next big blues thing“ werden. Ohne Frage. Aber gemach: das zweite Album trennt in der Regel die Spreu vom Weizen.

Ich bin dennoch guter Dinge. Kingfish wird – falls er weiterhin seinen Beratern und sich treu bleibt – tatsächlich zur Zukunft des Blues avancieren. Und aufgrund seines jungen Alters im Zweifel auch Gleichaltrige, die in der Regel bis zum Abwinken netzaffin sind und den Blues – falls überhaupt – von ihren Großeltern kennen, überzeugen können.

Aber: meiner Erfahrung nach vermutlich eher nicht – was keineswegs Kingfish geschuldet ist. Kingfishs Debüt ist in vielerlei Hinsicht outstanding und ein Juwel. Es wäre eine Schande, dieses Genie zu ignorieren. Der Blues steckt ihm im Blut, aber sowas von! (https://rockblogbluesspot.com)

 

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