Home

CD-Tipps

RICK VITO

RICK VITO – CADILLAC MAN

„Mein Lieblings-Blues-Gitarrist und -Sänger… das einzig Wahre“. Steve Miller

Dieser Aussage kann ich mich nur anschliessen und damit ergänzen, dass Rick Vito einer der absolut lioebenswürdigsten Musiker ist, die ich kenne.

Auf seinem neuesten Album Cadillac Man hat Rick Vito einen Song mit dem Titel „You Can’t Stop A Guitar (From Playing the Blues)“. Das könnte das Motto von Vitos langer und erfolgreicher Musikkarriere sein, und es ist sicherlich das willkommene Thema des ersten Albums des für einen Grammy nominierten Gitarristen seit fünf Jahren.

Vito ist wahrscheinlich am besten für seine Rolle in der legendären Supergruppe Fleetwood Mac von 1987-1991 bekannt, als er das Roots-Blues-Feeling der frühen Jahre der Band wieder aufleben ließ. Im Jahr 2008 gründete er zusammen mit Mick Fleetwood die Mick Fleetwood Blues Band und wurde 2010 für einen Grammy in der Kategorie „Best Traditional Blues“ als Künstler und Produzent für das Album Blue Again nominiert.

Vitos einzigartige Slide- und Leadgitarrenarbeit hat Hunderte von Aufnahmen und Auftritten von so legendären Künstlern wie Bob Seger, Bonnie Raitt, John Mayall, Albert Collins, John Prine und vielen anderen veredelt. Seger nannte sein Slidegitarren-Solo im Song „Like A Rock“ „das spektakulärste Solo, das ich je gehört habe“. Das ist das Solo, das als Gitarrenstimme in einem Chevrolet-Werbespot, der von 1991 bis 2004 lief, große Aufmerksamkeit erregte.

Vito veröffentlicht seit 1992 Soloalben, und Cadillac Man ist sein erstes seit Soulshaker von 2019. Diese Veröffentlichung mit einem Dutzend Tracks zeigt seine eindringliche Slide-Technik, seine Songwriting-Fähigkeiten mit frischem Material, einen willkommenen Sprung zurück in seine musikalische Vergangenheit und ein magisches Cover.

Das Album beginnt mit einer herrlichen Minute geschmackvoller Gitarrenmusik auf dem soliden Shuffle von „Love Crazy Baby“, das in der Mitte ein weiteres funkelndes Solo enthält und einen soliden Vorgeschmack auf das gibt, was noch kommen wird. Als nächstes kommt „It’s Two A.M.“, Vitos mit dem W.C. Handy Award ausgezeichneter Song des Jahres 2001, damals gesungen von Shemekia Copeland – „Yeah, I looked at the clock, I saw the time / I heard a voice ring out from the back of my mind / It’s 2 a.m., do you know where your baby is?“ Der Titeltrack tuckert mit Chuck Berry-esken Gitarrenlicks dahin und zaubert automatisch einen süßen kleinen Roadtrip: „Take a ride with me baby / A steady rollin‘ plan / I got the keys to the highway / I’m a Cadillac Man“.

Das exotische „Little Sheba“ deutet auf eine Frau mit vielen Geheimnissen hin: „Sie geht wie ein Engel mit einem Teufel im Innern / Versucht, dir eine Todsünde zu schenken.“ Es folgt das fließende Instrumental „Bo In Paradise“ mit seiner eigenen, eindringlichen Melodie. Ein weiterer Cadillac fährt in der rasanten Erzählung „Gone Like A Cool Breeze“ vor – „We were out in my Ford just cruisin‘ by / When a guy in a Cadillac winked his eye / And she was gone“. Die feierliche Ballade „Crying At Midnight“ entschleunigt die Dinge mit einer gefühlvollen Gesangseinlage: „I was a fool, and I can never make it right / I lost my love forever, and now I’m / Crying at midnight.“

Das leicht rockende „Barbeque’n Baby“ kocht einen Happen Slide und fügt etwas lyrische Würze hinzu: „Well she brought me to her kitchen, and she rattled her pots and pans / Well that BB Baby knew just how to serve a hungry man.“ Die einzige Coverversion auf dem Album ist Vitos einfach großartige Instrumentalinterpretation des Gospelsongs „Just Another Day“ von Sam Cooke and the Soul Stirrers.

„River’s Calling“ fließt sanft dahin und Vitos Gesang bildet ein Duett mit sich selbst in einem ergreifenden Klagelied, während seine Gitarre sanft weint: „I went down to the river / And I stood there on the shore / I heard the river calling / He said the world don’t need you no more.“ Vitos sehnige Gitarre unterstreicht „You Can’t Stop A Guitar (From Playing The Blues)“ — „Du weißt, dass die Gitarre nicht lügt“. Seine ausgedehnten, muskulösen Soli demonstrieren treffend die Wahrheit des Titels.

Das ruhige, instrumentale Schlussstück „Sliding Into Blues“ ist ein Meisterwerk in Slide, das die ganze Reinheit von Vitos magischer Gitarre in eine letzte, erhabene emotionale Aussage gießt. Cadillac Man ist ein wunderbares Zeugnis dafür, dass man eine Gitarre nicht davon abhalten kann, den Blues zu spielen.