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CD-Tipps

Sheryl Crow

SHERYL CROW / THREADS

Ihr elftes Album „Threads“ ist womöglich das letzte von Sheryl Crow. Wenn dem so ist, dann gelingt ihr ein CD-Abschied mit Pauken und Trompeten – und einer Vielzahl an Gaststars.

In einem Interview sagte Sheryl Crow über ihr neues Album „Threads“: „Es wird vielleicht mein letztes sein, deshalb wollte ich etwas Großes machen.“ Nun, das ist der neunfachen Grammy-Gewinnerin gelungen. Es ist: groß, richtig groß. Ein Gigant von Tonträger bei dem Musik-Riesen wie Stevie Nicks, Bonnie Raitt, Eric Clapton, Johnny Cash, Willie Nelson und, und, und, mitgewirkt haben. Wenn Abgang, dann so.

Der Abschied vom Tonträger ist – da sind wir aber froh – nicht als Vorruhestand der Sängerin, Gitarristin und Songwriterin zu verstehen. Es ist vielmehr eine Reaktion auf die veränderten Hörgewohnheiten der Musikfans. Heute würden sich die Leute ja nur noch für Playlisten interessieren. Die Idee des Albums habe, so Sheryl Crow, ausgedient. Vielleicht hat sie Recht. Sicher aber ist, dass ein Album wie „Threads“ nach wie vor eine Zierde für jedes CD-Regal darstellt. Auch optisch und haptisch.

„Threads“ – ein Gigant von einem Album

Das Booklet ergibt ausgefaltet ein kleines Poster. Vorne finden sich jede Menge Fotos: Sheryl Crow mit Keith Richards, mit Johnny Cash, Eric Clapton, Emmylou Harris, Sting, Vince Gill, Neil Young und so weiter. Ein hübscher Einblick in ihre private Fotosammlung. Auf der Rückseite dieses Miniposters finden sich alle nötigen Infos: Texte, Songautoren, Musiker-Credits plus ausführliche Liner-Notes von Sheryl Crow, wie es zu diesem und jenem Song kam. Das mag im Normalfall überflüssig sein. Im Falle dieser 17 Songs starken Kollektion ist es aber nicht nur hochgradig interessant, man erfährt auch so manches über Sheryl Crow und ihre illustre Gästeschar.

Legt man das Auslaufmodell „Tonträger“ schließlich in den Player, geht es ohne Umschweife zur Sache. „Prove You Wrong“ ist ein sonniger Country-Rocker, der gleichermaßen nach Rolling Stones und Tom Petty klingt. Das Mikro teilt sich Crow hier mit Stevie Nicks (ihre, wie sie schreibt, beste Freundin im Business) und – als Vertreterin der jungen Country-Generation – Maren Morris. Für das instrumentale Glanzlicht sorgt Session-Veteran Waddy Wachtel an der Slide-Gitarre. Einstieg geglückt.

Und dass der nächste Track, „Live Wire“, bei dem sie gemeinsame Sache mit Bonnie Raitt und Mavis Staples macht, schiefgehen könnte, ist so wahrscheinlich wie ein Schneesturm im sommerlichen Nashville. Herrlich, wie sich diese drei unterschiedlichen Stimmen ergänzen und für magische Vibes sorgen. Bonnie Raitt beweist mit ihrem Solo darüber hinaus, dass sie immer noch die Königin an der Slide-Gitarre ist.

Jetzt kann es eigentlich nur noch schwächer werden, oder? Geirrt! Schließlich begrüßt die 57-jährige Country-Rock-Ikone bei „Tell Me When It’s Over“ keinen Geringeren als Chris Stapleton. Mit dem bärtigen Country-Star mit der Soul-Stimme hat sie den Song auch geschrieben. Ein Top-Titel, natürlich. Träge, kraftvoll, soulig, tolle Melodie und eine Gesangs-Performance-, die jeden Stein zum erweichen bringt. Glanzlicht des fast fünfminütigen Tracks setzt die Bridge, bei der die zwei eine weitere harmonische Finesse präsentieren. Klarer Fall von hoher Songschreiber-Schule.

Sheryl Crow begrüßt eine illustre Gästeschar

Das gilt freilich auch für „Story of Everything“. Wobei der Song aus einem ganz anderen Fach entstammt – aus der Rap-, Soul- oder R&B-Abteilung. Zunächst jedenfalls, wenn Chuck D. und Andra Day im Vordergrund stehen. So ab dem zweiten Refrain aber wechselt das sechseinhalb Minuten lange Epos die Klangfarbe – und mutiert zu einem Hippie-Country-Rock-Track mit Gitarren-Solo (von Gary Clark, Jr.), Rap- und Gimme-Shelter-Chor-Einlagen. Zu viel des Guten? Keineswegs! Ein elegisches, orgastisches Stück Musik!

Neben weiteren Gastauftritten von: Lukas Nelson und Neil Young, Jason Isbell, Keith Richards, Willie Nelson, Kris Kristofferson, Joe Walsh, St. Vincent, Lucius, Emmylou Harris, James Taylor und Vince Gill – alle für sich irgendwie toll – sollte der postume Beitrag von Johnny Cash nicht unerwähnt bleiben: „Redemption Day“. Den Song hat Sheryl Crow in ihren frühen Karrierejahren geschrieben, Johnny Cash nahm ihn 2003, kurz vor seinem Tod, auf. Für Sheryl Crow sei es, schreibt sie in den Liner-Notes, immer eine Ehre, wenn andere Künstler ihre Songs covern. Dass sich aber Johnny Cash einst einen ihrer Titel ausgeguckt hat, bedeute ihr mehr als alles andere – was man ihr gerne glauben will.

SNun also, 16 Jahre, nachdem The Man in Black das Zeitliche gesegnet hat, legten Tontechniker die Gesangspuren von Sheryl Crow und Johnny Cash neben- und übereinander, um ein höchst außergewöhnliches Duett zu kreieren: Ein düsteres, dunkles, apokalyptisches Meisterwerk in Moll, in dem es um das Begleichen von Rechnungen geht – zweifellos ein zeitloseres Thema als der Tonträger „CD“.

Fazit: Sheryl Crow legt mit „Threads“ einen fulminanten CD-Abschied hin. Behilflich war der Sängerin eine Gästeschar aus Ikonen, Legenden und aktuellen Stars. Mehr geht nicht. Ein Abgang in Glanz und Gloria.

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