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CD-Tipps

THE TIME JUMPERS

THE TIME JUMPERS / KID SISTER

Wen man sich an einem Montagabend in Downtown Nashville bestens unterhalten will, gibt es eine erste Adresse: Die Musikkneipe heißt „3rd & Lindsey“, benannt nach der Straßenecke, an der sie liegt. Vor fünf Jahren begannen einige Musiker sich dort zu treffen und zu spielen: Ihr Repertoire umfasste alle möglichen Stilrichtungen, aber meist waren Western Swing, Old Time und Traditional Country zu hören. 2012 heimsten sie für ihre gleichnamige Debüt-CD gleich zwei Grammys ein und ich hatte 2013 das große Vergnügen, sie dort live erleben zu dürfen, zusammen mit vielen Fans, eine von ihnen war Miranda Lambert, die begeistert mitklatschte.

Mit der gerade bei Rounder Records erschienen CD Kid Sister verbinden The Time Jumpers allerdings eine traurige Erinnerung. Die großartige Leadsängerin der Gruppe, Dawn Sears, war am 11. Dezember 2014, vier Tage nach ihrem 53. Geburtstag an Lungenkrebs gestorben. Und ihrem Andenken ist die Scheibe gewidmet, denn sie ist die „Kid Sister“, zu deren Ehren Vince Gill den Titelsong geschrieben und auch gesungen hat. Womit wir schon den Produzenten des Projektes genannt hätten, aber Vince Gill ist auch das prominenteste Mitglied der Time Jumpers. Mit dabei weiter sind Kenny Sears, Dawns Gatte, an der Fiddle ebenso wie Joe Spivey und Larry Franklin, „Ranger“ Doug Green, Gitarre, Billy Thomas an den Drums, Jeff Taylor, Akkordeon und Piano, und dann noch drei, die nicht singen: Paul Franklin, der Steel-Guitar-Virtuose, Andy Reiss an der Gitarre und Brad Albin spielt den Bass.

Das Album beginnt mit „My San Antonio Rose Tonight“, bester Western Swing, ebenso wie die Nummern „We’re The Time Jumpers“, in der Vince Gill die Time Jumpers als Gruppe witzig vorstellt oder „I Hear You Talkin’“, geschrieben von Cindy Walker in den 1950er Jahren oder „Bloodshot Eyes“, mit dem der Autor Hank Penny 1950 einen Nummer-Vier-Hit in den Country-Charts landete.

Wunderschöne, traurige Balladen hören wir, natürlich von Vince Gill gesungen,wie „I Miss You“, „Table For Two“ oder „The True Love Meant For Me“. Klassische Country-Songs mit Fiddle und Steel Guitar gibt es selbstverständlich auch, zum Beispiel „This Heartache“ oder „Empty Rooms“. Wie der Titel „Blue Highway Blue“ schon sagt, hier geht es bluesig zu, echt schön. Und Honky Tonkin‘ gehen wir auch, und zwar mit diesem Titel, den Vince Gill und Max D. Barnes geschrieben haben.

Fehlt noch was? Na, sicher, ein Instrumental: Steel-Guitar-Spezialist Paul Franklin hat den von ihm selbst geschriebenen Train-Song „All Aboard“ gewohnt sicher interpretiert.

Dies ist ein Album für alle modernen Traditionalisten, mit erstklassigen Interpreten, denen man anmerkt, dass sie regelmäßig zusammen spielen. Und man merkt auch, dass ihnen bei aller Leichtigkeit der Darbietungen jemand fehlt. Eben die Kid Sister, Dawn Sears, deren wunderbare Stimme leider für immer verstummt ist.

Für diese 14 wunderbaren Titel lohnt sich die Anschaffung unbedingt. Ich wäre ja gerne kritisch, aber was soll ich kritisieren?

(aus country.de)

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